Nebenwirkungen von Titanimplantat

Titan Implantate mit Nebenwirkungen?

Durch die zahnärztliche Implantologie ist es heute möglich geworden, verloren gegangene Zähne problemlos wieder zu ersetzen. Üblicherweise werden dazu nach einer Abheilungsphase von ca. 3 Monaten Implantate aus Titan in den Kiefer geschraubt. Nach einer Einheilzeit von weiteren ca. drei Monaten ist in der Regel eine knöcherne Integration erfolgt: Der Implantatkörper ist fest mit dem Kieferknochen verwachsen, belastbar und kann zur Befestigung des eigentlichen Zahnersatzes genutzt werden.

Auch die Gelenks- und Rekonstruktionschirurgie bedient sich u.a. desgleichen Werkstoffs zum Ersatz von Knie-, Hüft-, Armgelenken oder zur Verschraubung und Rekonstruktion von Knochenbrüchen. Dabei ist Titan deshalb der bevorzugte Werkstoff, weil bisher in der Literatur so viel wie keine Titan-Allergien dokumentiert sind. Da das Nichtvorliegen einer Allergie in der Medizin eine gute Verträglichkeit bedeutet, gilt dieser Werkstoff somit als höchst biokompatibel. Doch sind Titanimplantate wirklich so unproblematisch und biokompatibel wie sie scheinen?

Titan, ein unedles Metall, gilt in der Medizin zwar gemeinhin als gut verträglich und unbedenklich, doch aus umwelt(zahn)medizinischer Sicht müssen wir auch Risiken und Nebenwirkungen im Blick haben. Wir unterscheiden in der Titan-Implantologie prinzipiell drei verschiedene Arten von möglichen Belastungsfaktoren, nämlich:

  • Immunologische Belastungen umwelt(zahn)medizinischer Art mit ihren allergischen und subtoxischen Wirkungen.
  • Immunologische Belastungen des Organismus im Sinn einer Fremdkörperreaktion.
  • Energetische Wirkungen im Sinn einer Antennenwirkung.

Allergien zeigen in der Regel ein multifaktorielles Belastungsproblem des Patienten.
Nicht das diagnostizierte Allergen ist die alleinige Ursache für eine Überempfindlichkeit, sondern eine Vielzahl von Faktoren, in deren Folge ein entgleister Säure-Basen-Haushalt den Boden für eine Allergie unterhält.
Da eine Allergie gegen das Material Titan so gut wie nie vorkommt, stellt die Medizin Titan als das Material mit der besten biologischen Verträglichkeit dar, was in dieser Verallgemeinerung jedoch leider nicht für jeden Patienten zutrifft, denn es gibt auch andere Unverträglichkeitsreaktionen als nur Allergien.
Dazu zählen u. a.:

  • Enzymatische Störungen des Stoffwechsels durch sich zersetzende Metalle
  • Entzündungsreaktionen auf Metalle und deren Verbindungen
  • Intoxikationen durch Metalle und deren Interaktionen.
  • Autoimmunerkrankungen, ausgelöst durch Metalle

Immunologische Belastungen

Reaktionen auf das Material Titan erfolgen vornehmlich bei bestimmter genetischer Veranlagung (Disposition) und sind nicht allergischer, sondern entzündlicher Art. Diese genetische Disposition kann durch einen sog. „Titan-Stimulationstest“ im Labor nachgewiesen werden: Eine Blutprobe des Patienten wird in Kontakt mit Titanpartikeln gebracht und auf gesteigerte Entzündungsreaktionen untersucht. Nach den  Erfahrungen aus unserer Praxis kann davon ausgegangen werden, dass bei bis zu 15%der Bevölkerung diese genetische Titan-Unverträglichkeit besteht. Es handelt sich hierbei um eine spezifisch-entzündliche Abwehrreaktion auf den Werkstoff Titan. Nach dem Setzen eines Titan-Implantates kann es im weiteren Verlauf (individuell verschieden) zu zwei unterschiedlichen Reaktionen kommen:

  • Es kommt innerhalb von wenigen Tagen zu einer heftigen lokalen Entzündung, was bedeutet, dass eine reaktionslose Einheilung eines Titan-Implantats trotz bester Hygiene und optimaler Operationstechnik oft unmöglich ist. Es wird wieder abgestoßen.
  • Das Implantat heilt fest ein, ist belastbar und funktionstüchtig; die Entzündungsauslöser (Entzündungsmediatoren) werden jedoch über Blut, Lymphe etc. weitertransportiert und es kann zu Entzündungen oft sehr fern der Entstehungsstätte kommen.

Diese genetisch bedingte Entzündungs-Reaktion des Organismus auf Titan kann u.a. wiederum vergesellschaftet sein mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko an:

  • Rheuma
  • Arteriosklerose
  • Bluthochdruck
  • Herzkrankheiten (z. B.Myocarditis)
  • Kräfteverfall.

Als weitere häufige Symptome können Abgeschlagenheit, Hautprobleme sowie lokalisierter Druckschmerz und/oder Schwellungen fern der Ursache auftreten. Möglicherweise gibt es auch Zusammenhänge zu depressiven Verstimmungen. Die Symptome können somit den gesamten Organismus auf allen Ebenen betreffen!

Dieser genetisch disponierte Patiententyp kann durch den erwähnten Titan-Stimulationstest eindeutig identifiziert werden und sollte auf keinen Fall mit einem Titan-Implantat versorgt werden.
Zusätzlich (zum Titan-Stimulationstest) ist es immer sinnvoll, die „genetisch bedingte allgemeine Entzündungsneigung“ des Patienten durch einen weiteren Test festzustellen.
Mit diesem Test untersucht man durch einen Abstrich der Mundschleimhaut den Grad der individuellen Entzündungsneigung, die zwischen Grad 0 (träge Entzündungsreaktion) bis zu Grad 4 (massivste Entzündungsreaktion) unterschieden wird. Liegt beim Patienten eine allgemeine Entzündungsneigung von Grad 4 vor, raten wir in unserer Praxis aufgrund eines erhöhten Risikos einer Fremdkörperreaktion generell von Implantaten ab.

Reaktionen auf subtoxische Belastungen

Titan ist aber ein unedles Metall, das im Kieferknochen korrodiert. Schulmedizinisch bekannt ist, dass die Knochenpartien um ein bestehendes Implantat stark mit Titan belastet sind und auch die regionalen Lymphknoten, der ersten Filterstation des Organismus, voller Titan sind. Da es aber keine Allergie auf Titan gibt, und eine Unverträglichkeit in der Schulmedizin mit einer Allergie gleichgeschaltet wird, „verträgt Titan ein Jeder“. Somit interessiert diese mögliche toxische Belastung durch Titan mit seinen oben beschriebenen Wirkungen und verschiedenartigen Symptomen in der Regel schulmedizinisch nicht weiter.

Im Unterschied zu den allergischen und entzündlichen Reaktionen auf Titan und seine Verbindungen können subtoxische Belastungen aus diesem Werkstoff medizinisch nur an ihren langfristigen Auswirkungen erkannt werden, da derartige Belastungen meist weit unterhalb eines toxikologisch relevanten oder definierten Grenzwertes liegen. In diesen Minidosen erkennt der Organismus offensichtlich den Stoff nicht als Schadstoff. Das Immunsystem ergreift somit keine Abwehrreaktionen und die Substanz kann sich über lange Zeiträume praktisch ungehindert bis zu toxisch relevanten Dosen einlagern und anreichern.

Die subtoxischen Wirkungen von Titan werden noch diskutiert. Es ist wahrscheinlich, dass sie ähnliche Wirkungsmechanismen wie die anderer Metalle haben und werden vermutlich je nach Wirkungsort zu beschreiben sein, u.a. mit:

  • Hemmung von Enzymwirkungen
  • vermehrter Bildung freier Radikale
  • Öffnung der Blut-Hirn-Schranke mit entsprechenden Wirkungen auf Psyche, Nerven
  • und Immunsystem.

Schon seit Längerem weiß man,

  • dass die Bevölkerung durch Nahrungszusätze und Kosmetik (E171) mit Titanoxid in Berührung kommt, welches die Unverträglichkeitsreaktionen provozieren kann
  • dass Fluoride (Zahnprophylaxe) das Titan der Implantate herauslösen
  • dass Metallionen wie Titan, Nickel, Cadmium, Chrom, Beryllium und Quecksilber sich in ihrer toxischen Wirkung gegenseitig verstärken (Potenzierungseffekt nach Prof. Witte) und krebserzeugende Aktivität besitzen.
  • Weiterhin ist vorstellbar, dass so auch Autoimmunkrankheiten wie z. B. Multiple Sklerose oder Morbus Parkinson entstehen könnten.

Einen Test, der die individuell chronisch-toxischen Wirkungen von Titan und seinen Verbindungen messen könnte, gibt es bislang leider nicht, so dass insbesondere beim Vorliegen von schwereren chronischen Erkrankungen vor der Einbringung eines Titan-Implantats eine Risiko-Nutzen-Analyse sehr angebracht erscheint. Zumindest in solchen Fällen wäre der Einsatz von vollkeramischen Implantaten sehr empfehlenswert. Zum vorbeugenden Gesundheitsschutz sollte bei Implantatversorgungen aber besser generell auf Titan und andere Metalle verzichtet werden.

Antennenwirkung metallischer Strukturen

Leider müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die physikalischen Belastungen durch Funk, Handys, Stromleitungen, Sender, Empfänger und Verstärker im täglichen Leben immer massiver unser tägliches Leben beeinflussen. Es gibt heute kein Entkommen mehr.
Da jede metallische Konstruktion ein System ist, das Schwingungen aller Art empfangen und mit ihnen in Resonanz treten kann, könnten insbesondere bei elektrosensiblen Patienten unerwünschte Reaktionen auf verschiedensten Ebenen auftreten, die letztendlich mit diffusen Befindlichkeitsstörungen bis hin zu verschiedensten, für einen Arzt meist unerklärlichen Symptomen einhergehen. Bei kritischer Auseinandersetzung mit dieser sehr häufigen Werkstoff-Problematik könnte die Zahnmedizin durch generell metallfreie Versorgungen dazu beitragen, diese Belastung deutlich zu minimieren.

Alternativen für ein Titanimplantat

Warum sollten aber Unwägbarkeiten dieser Art eingegangen werden?
Es gibt heute eine gute biologische Alternative zu Titan-Implantaten, nämlich Implantate aus Vollkeramik.

Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Keramik ist ein inertes Material, das nicht korrodieren (sich zersetzen) kann und
  • wegen der nichtmetallischen Eigenschaften auch keine Antennenwirkung hat.

Bei optimalen Voraussetzungen kann im Gegensatz zu einem Titan-Implantat ein Keramik-Implantat unmittelbar nach der Zahnextraktion (zum gleichen Termin) gesetzt werden, was den zu erwartenden Knochenverlust nach einer Zahnextraktion deutlich minimieren hilft.
Des Weiteren ist in der Regel eine sofortige festsitzende provisorische Versorgung möglich, so dass es praktisch kein ästhetisches und funktionelles Vakuum während der Einheilphase gibt.

Die klinischen Erfahrungen sind beeindruckend, denn beim sofortigen Einbringen von Keramik-Implantaten nach einer Extraktion scheint bei entsprechender Begleitmedikation mit dem Heilen der Wunde der Knochen am Implantat regelrecht nach oben zu klettern bis es fest im Kiefer integriert ist. Somit können Keramik-Implantate im Vergleich zur herkömmlichen Operationstechnik schon ca. drei Monate eher definitiv versorgt werden.

Dr. Karlheinz Graf
Arbeitskreis Zahnmedizin