ADHS –und was wir dagegen tun können

ADHS –und was wir dagegen tun können

Laut dem Bundesministerium für Gesundheit leiden in Deutschland 2-10 % aller Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen an ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom, auch hyperkinetische Störung oder ADHD für Attention Deficit Hyperactivity Disorder genannt. ADHS oder ADHD gelten als häufige Entwicklungsstörung. Sie beginnt im Kindes- und Jugendalter und kann auch im Erwachsenenalter weiter bestehen.

Charakteristik

Einige der charakteristischen Anzeichen sind das ausgeprägt unaufmerksame und impulsive Verhalten, dazu kommen eine allgemeine Unruhe, übermäßiger Bewegungsdrang, eine Reizoffenheit und geringes Durchhaltevermögen. Das typische ADHS-Kind plappert viel und gerne, sucht Aufmerksamkeit, ist ungeduldig, neigt zu Wutanfällen und hat Schwierigkeiten, Impulse zu kontrollieren. Somit gelten ADHS-Kinder bis ins Erwachsenenalter als Chaoten mit einem hohen Mitteilungszwang und gleichzeitig hohem Bewegungsdrang.

Die einzelnen Symptome wie z.B. unüberlegtes Handeln oder Unaufmerksamkeit können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und müssen nicht immer alle gleichzeitig auftreten. Allgemein gilt: Die Auffälligkeiten müssen über einen längeren Zeitraum (mindestens sechs Monate) und in verschiedenen Lebensbereichen des Kindes (Familie, Schule und Freizeit) auftreten und diese beeinträchtigen, damit man wirklich von ADHS sprechen kann.

Zusätzliche, erschwerende Faktoren:

Internationalen Berichten zufolge leiden Patienten mit ADHS häufig unter folgenden Beschwerden:

  • Nährstoffunterversorgung
  • Metabolische Probleme wie Pyroluria erhöhen die Tendenz zu erhöhten Schwermetallbelastungen. Raucher sollten unbedingt gemieden werden.
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten und chemische Empfindlichkeiten
  • Verdauungsstörungen
  • Genetisch verursachte Nahrungsmittelintoleranzen wie Laktose oder Glutenintoleranz

ADHS Ursachen

Diese sind vielfältig. Kommen mehr Faktoren, die zur ADHS-Entwicklung führen, zusammen, wird die Entwicklung beschleunigt. Symptome treten verstärkt auf. Häufig auftretende Ursachen sind:

  • genetische Faktoren wie Genmutationen (Genvarianten, die unabhängig von Umwelteinflüssen/Stress entstehen und langfristig vererbt werden)
  • reine Umwelteinflüsse und epigenetisch verankerte Umwelteinflüsse

Jede dieser Faktoren kann ADHS auslösen, meistens wirken jedoch diese Faktoren zusammen und interagieren. Beispielsweise beschleunigt das Zusammenwirken von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen die Entwicklung.

Therapiemöglichkeiten

Die obig erwähnten Faktoren sind zwar krankheitserschwerend, können jedoch relativ gut behandelt und kostensparend eingesetzt werden. Mögliche Therapien wären beispielsweise:

  • Eine Darmsanierung zur Normalisierung der Darmflora. Dies unterstützt Verdauungsprozesse, verringert, beseitigt und verhütet Verdauungsprobleme wie Obstipation oder Neigung zu Durchfall. Nahrungsempfindlichkeiten werden dadurch deutlich reduziert oder gar beseitigt.
  • Um genetische Faktoren zu erkennen, stehen Gentests zur Verfügung. Entsprechend ausgebildete Humangenetiker bieten fundierte Diagnostik und sorgen für eine umfassende Beratung.
    Erwähnt werden muss, dass Studien zeigten, dass zum Beispiel ein unterstützend oder liebevoll zuwendend erlebtes soziales Umfeld selbst bei Patienten mit einer ungünstigen Gen-Umwelt-Konstellation das Risiko psychischer Erkrankungen vermindern kann.
  • Um Umweltbelastungen zu erkennen oder auszuschließen, wäre eine Haarmineral Analyse von Vorteil. Diese kann chronische Langzeitbelastungen feststellen. Um eine zusätzliche Momentanbelastung auszuschließen, sollte Blut mit untersucht werden.
  • Eine gezielte Diätüberwachung kann die Ursache vorhandener Nährstoffdefizite oder Nahrungsmittelintoleranzen wie Glutenintoleranz aufdecken.

Bleibt ADHS unbehandelt, kann das ernsthafte Folgen für das Kind und sein gesamtes familiäres Umfeld nach sich ziehen. Schulversagen, Familienprobleme oder eine erhöhte Suchtgefahr sind oft die Folge. In den meisten Fällen kann den betroffenen Kindern und Jugendlichen durch intensive Betreuung und gezielte Symptombehandlung eine weitgehend normale soziale und schulische Entwicklung ermöglicht werden. Heute stützt sich die Behandlung von ADHS auf mehrere Säulen. Individuell kombiniert werden nach Aufklärung und Beratung aller Betroffenen eine Psychotherapie, z. B. Verhaltenstherapie des Kindes, Eltern- und Lehrertraining sowie im Einzelfall auch eine medikamentöse Therapie eingesetzt.

Als Orientierungshilfe für die Behandlung betroffener Kinder, Jugendlicher und Erwachsene steht seit 2017 eine von medizinischen Fachgesellschaften entwickelte Leitlinie der höchsten Entwicklungsstufe zur Verfügung, die S3-Leitlinie "ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen“.

Weiterführende Informationen

  • Das "ADHS-Infoportal" bietet Eltern und Angehörigen von Kindern und Jugendlichen mit ADHS sowie betroffenen Kindern, Jugendlichen und Erwachsen zielgruppenspezifische, faktenbasierte Informationen rund um das Thema ADHS. Das Internetportal wurde vom „zentralen adhs-netz“ mit finanzieller Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit entwickelt. Die dort eingestellten Informationen orientieren sich strikt an den Ergebnissen wissenschaftlicher Studien (Evidenzbasierung) und den Leitlinien der medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften.
  • Als bundesweites Netzwerk zur Verbesserung der Versorgung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit ADHS betreibt das zentrale adhs-netz darüber hinaus auch eine Informationsplattform für therapeutisches und pädagogisches Fachpersonal: Die Website www.zentrales-adhs-netz.de enthält Fachinformationen zu aktuellen Themen sowie Informationen über regionale Versorgungsmöglichkeiten für Betroffene.
  • Informationen für Eltern, Kita-Fachkräfte sowie Lehrerinnen und Lehrer enthält die von der vom Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit (BIÖG) herausgegebene Broschüre „ADHS - Symptome, Diagnose, Behandlung“. Unter dem Link kann die Broschüre kostenlos heruntergeladen werden.
  • Umfangreiche Informationen zu ADHS bei Kindern und Jugendlichen sowie auch zu ADHS bei Erwachsenen stellt auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) auf der Internetseite www.gesundheitsinformation.de bereit. Auch das Online-Gesundheitsportal gesund.bund.de informiert über das Krankheitsbild ADHS im Kindesalter.
  • Das Robert Koch-Institut (RKI) hat in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) Erkenntnisse zur psychischen Gesundheit der Bevölkerung aus dem Gesundheitsmonitoring des RKI analysiert und in dem Schwerpunktbericht zur psychischen Gesundheit im Kindes- und Jugendalter ein Kapitel zu ADHS bei Kindern und Jugendlichen veröffentlicht. Es enthält vertiefte Analysen zu Prävalenzen, Trends und Verläufen, Risiko- und Schutzfaktoren sowie zur Versorgung von Kindern und Jugendlichen.
  • Das Projekt “INTEGRATE-ADHD“ untersucht und vergleicht Diagnosedaten der gesetzlichen Krankenkassen und epidemiologische Daten hinsichtlich der Häufigkeit von ADHS bei Kindern und Jugendlichen sowie deren klinische Validierung. So soll u.a. festgestellt werden, ob ADHS bei Kindern und Jugendlichen überschätzt oder falsch eingeschätzt wird. Schwächen in der Versorgung der Betroffenen sollen aufgedeckt werden. Empfehlungen zur Verbesserung der Diagnostik und Versorgung bei ADHS werden entwickelt.

Fallbeispiel:

Nach dem Schuleintritt wurden bei Anton ADHS Symptome zu einem anhaltenden Thema der Eltern-Lehrer Gespräche. Letztendlich bestand die Klassenlehrerin auf einer Ritalinbehandlung. Als Alternative galt die Versetzung in eine Förderschule.

Die Mutter suchte daraufhin einen Therapeuten auf, der nach gründlicher Anamnese eine Haarmineral-Analyse (HMA) durchführte. Testergebnisse wiesen auf eine Blei- und Quecksilberbelastung, sowie eine zusätzliche leichte Cadmium- wie auch Zinnbelastung. (Bild 2) Erschwerend zeigte sich die Unterversorgung mit Calcium und Magnesium sowie dem Spurenelement Zink. (Bild 1) Die von der Therapeutin durchgeführte Diätüberwachung wies auf Kuhmilchunverträglichkeit und typische Laktoseintoleranz. Bemerkt werden muss, dass die Laktoseintoleranz allgemein auf einem Enzymmangel (Laktase) beruht, wogegen die Kuhmilchunverträglichkeit meist bei Verdauungs-, vor allem Darmschwäche auftritt.

Interessanterweise waren Milchgetränke und Käsegerichte (Pizza etc) die Nahrungsmittel, die der Junge bevorzugte. Die regelmäßig und mengenmäßig gute Zufuhr an Kuhmilchprodukten hätte eigentlich eine ausreichende Calciumversorgung garantieren sollen. Doch die HMA-Ergebnisse zeigten gegenteiliges. Daraufhin wurde in Gesprächen festgestellt, dass der Junge sich nach dem Abstillen im Alter von 7 Monaten zu einem Schreibaby mit Bauchweh und Schlafstörungen entwickelte, alles typische Anzeichen einer Laktoseintoleranz und Kuhmilchunverträglichkeit.

Die Therapie umfasste eine kuhmilchfreie Ernährung. Es wurde zusätzlich mit den verdauungs- und darmunterstützenden Maßnahmen eine individuelle Zufuhr an Mineralstoffen und Spurenelementen verabreicht, die laut HMA notwendig waren um den Mineralstoffhaushalt des Kindes zu normalisieren. Zink wurde mit Vitamin B6 getrennt von Calcium verabreicht.

Interessanterweise ließ die Mutter die Klassenlehrerin im Glauben, dass der Junge mit Ritalin therapiert wurde und schon nach wenigen Wochen wurde sie bei einem weiteren Eltern-Lehrer Gespräch über die positive Entwicklung des Buben informiert. Die Schulversetzung war kein Thema mehr. Im Gegenteil, die Lehrerin äußerte sich positiv über den Fortschritt ihres Schülers, nahm an, dass dieser auf einer Ritalin-Therapie beruhte. Die Mutter befürchtete, dass diese ‚alternative‘ Behandlung von der Lehrerin nicht anerkannt oder sogar abgelehnt werden könnte. Somit erwähnte sie weder die diagnostischen Maßnahmen noch die tatsächliche Nährstofftherapie und Ernährungsumstellung, die zum Erfolg geführt hatten. Der Junge entwickelte sich gut, schulisch wie auch sozial. Sein Verlangen nach Kuhmilchprodukten blieb bestehen, wenn auch in geringerem Maße. Laktosefrei Produkte dienten als Lückenbüßer.

Bild 1:

image1


Bild 2:

image2

Links

Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) » Ursachen »

Umweltfaktoren als Ursache von ADHS: Einflüsse und Wechselwirkungen - ADxS.org

Aufmerksamkeits-Defizits-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) | Umweltbundesamt

Neurobiologie der ADHS – Menschen mit ADHS

Alters_und_geschlechtsspezifische_Besonderheiten_der_ADHS.pdf

Autismus / Asperger / ADHS - MicroTrace Minerals- Die genetische Komponente

Neurotoxic Metals Affecting Autism / Asperger / ADHD - MicroTrace Minerals

Autorin:
Eleonore Blaurock-Busch MSc PhD
Leiterin des Arbeitskreises klinische Toxikologie

KontaktMitgliederbereichNewsletterDatenschutzImpressumSpenden
Copyright DGUHT e.V.
..