Biologische Landwirtschaft – nicht nur Basis für eine gesunde Ernährung

Biologische Landwirtschaft – nicht nur Basis für eine gesunde Ernährung

Nur Mut! Brechen Sie eine Lanze für den biologischen Landbau!
Zu Ritters Zeiten gab es die Bereitschaft, sich für die Herbeiführung einer Gerichtsentscheidung, für andere Menschen oder überhaupt für eine gute Sache einzusetzen. Dies geschah zu Pferde im Kampf mit Lanzen, die dabei zu Bruch gehen konnten. Heute können Sie sich schon für eine gute Sache allein durch die Entscheidung, was bei Ihnen auf den Teller kommt, einsetzen.

Leider stellen immer noch die meisten Menschen den Anbau von Getreide und Gemüse mit Hilfe der Zugabe von Industriedünger nicht in Frage und sehen darin keine Gefahr für Gesundheit und Umwelt – weil es dem entspricht, was sie als normal empfinden und nicht darüber nachdenken. Ja sie vertreten meist sogar die Meinung, das müsste überall auf der Welt so sein, denn nur so könne man den Hunger der wachsenden Bevölkerung stillen.

Der andere bedeutend kleinere Teil in unserem Land weiß, dass ein Anbau, der die Böden auf natürliche Weise fruchtbar hält, ohne Zugabe künstlicher Stoffe wie auch von lebensfeindlichen Giften gegen Pilze, Insekten und Unkräuter, höchstwahrscheinlich gesünder ist und die Umwelt weniger belastet.

Wer sich noch dazu ernsthaft und vorurteilsfrei mit den Auswirkungen auf die natürliche vernetzte Umwelt beschäftigt, zu der wir Menschen dazugehören, der kann nur zu einem Schluss kommen: von Dauer – nachhaltig – kann nur die sogenannte biologische Landwirtschaft in ihrer Reinform sein nämlich mit 100% biologisch wirtschaftenden Höfen.

Übrigens ist sie die Art von Landwirtschaft, die für unsere Großväter bzw. Urgroßväter ganz selbstverständlich war. Im Folgenden möchte ich ein paar wenige Beispiele von den vielen negativen Auswirkungen dieser nur kurzfristig ertragssteigernden Fehlentwicklung aufzeigen:

Die Stabilität unseres Ökosystems basiert auf Artenvielfalt. Sie geht im Nebel der Spritzmittel und der Verarmung der Böden immer weiter zurück und wird zusehends anfälliger. An der Gefährdung der Bienen, die unseren Honig bereiten und für die Bestäubung vieler Früchte sorgen, wird es uns am meisten bewusst. Vogelgezwitscher und Insektengesumme verstummen mehr und mehr auf unseren eintönigen Monokulturfeldern.

Der landwirtschaftliche Eintrag vergiftet unsere Brunnen. Spritz- und Düngemittel belasten unser Trinkwasser immer noch mehr und mehr. Es muß immer entfernter hergeholt oder aus tieferen Schichten hoch gepumpt werden. Das sind Kosten, die die Allgemeinheit trägt.

Zudem sind Bäuerinnen und Bauern durch Spritzmittelgebrauch von einer Reduzierung der Fruchtbarkeit und Fortpflanzungsfähigkeit betroffen. Untersuchungen haben bei Männern in Deutschland rapide sich verschlechternte Werte seit den 1930er Jahren bei Spermienzahl und –qualität zum Ergebnis gehabt. Antibiotika in tierischen Produkten verschonen auch die übrige Bevölkerung nicht.

Die Verbilligung von Nahrungsmitteln durch führende Handelsunternehmen und industrielle Massenproduktion führten in der Ausnutzung ihrer Machtposition zu einem Überangebot und schließlich einem zu hohen Konsum von Nahrungsmitteln. Der hohe Verarbeitungsgrad mit der damit einhergehenden Verschlechterung der Qualität zieht fatale Folgen für die Volksgesundheit nach sich. Erschreckende Beispiele sind die bei immer mehr Jüngeren vorkommenden sogenannten altersbedingten Krankheiten, z.B. Krebs und Schlaganfall, sowie die Dickleibigkeit und zunehmende Unsportlichkeit von Kindern im Schulalter.

Schon allein die Energiefrage und der Blick auf die Klimaerwärmung mit ihren negativen Folgen für den Anbau von Lebensmitteln, ganz besonders auf den durchlässigen Böden der Region Mainfranken, sprechen gegen die Zukunft der sog. konventionellen Landwirtschaft, aber auch gegen den zu hohen jetzigen Konsum von industrieller Fertignahrung.

Energieaufwändig hergestellte Industriedünger und Spritzmittel, der Energieeinsatz im Anbau und der Behandlung von Lebensmitteln (Trocknung des Getreides, Kühlen von Milch, etc.) führten in der Gesamtenergiebilanz der Landwirtschaft in den Industrieländern nach Auffassung kritischer Experten ins Negative; das heißt, sie verbraucht heute mehr technische Energie, als sie an biologischer Energie (in Nahrungsmitteln) liefert, insbesondere durch die gestiegene Fleischerzeugung.

Wäre es möglich, die für ein 200 Gramm schweres Steak verbrauchte Energie verlustlos freizusetzen, könnte man sich damit 70 Minuten lang mit Warmwasser aus dem Durchlauferhitzer eindecken oder 75 Tage lang ununterbrochen rasieren.

In den Industrieländern kostet eine Einheit Nahrungsmittelenergie auf dem Speiseteller heute im Schnitt zehn Einheiten fossiler Energie. In China dagegen bringt eine in den Reisanbau gesteckte Energieeinheit zwanzig- bis vierzigfachen Nutzen.

Trotz ihrer negativen Energiebilanz verbraucht die deutsche Landwirtschaft nur etwas mehr als ein Fünftel des Gesamtenergiekonsums im Nahrungsmittelsektor. Jeweils knapp zwei Fünftel werden für Bearbeitung, Verpackung und Transport sowie Lagerung und Zubereitung aufgewendet.

Würden alle Länder der Erde sich eine Defizitlandwirtschaft nach amerikanischem oder bundesdeutschem Vorbild leisten, wären die fossilen Energievorräte in ein paar Jahren verbraucht.

Brechen Sie eine Lanze für die biologische Landwirtschaft!
Wenn Ihnen darüber hinaus die Unterstützung fairer Preise und fairer Handelsstrukturen ein paar Cent mehr Wert sind, dann meiden Sie nüchterne, nur am Profit orientierte seelenlose Mammut-Einkaufsmärkte, selbst wenn sie fast ausschließlich Bio-Lebensmittel anbieten. Gehen Sie stattdessen im inhabergeführten Bioladen einkaufen. Hier können sich zudem freundliche Gesichter begegnen, deren Blick nicht durch Dollarzeichen in den Augen verstellt ist.
Ihrer Gesundheit kommt das allemal zu Gute.

Karl-Heinz Ursprung
Arbeitskreis Lebensmittelqualität– Bereich Ernährung

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