Röntgenbild Entzündung Kieferknochen

FDOK – die versteckte Entzündung im Kieferknochen

Dank besser werdender bildgebender Verfahren werden in der Zahnmedizin immer häufiger isolierte Entzündungen im Kiefer diagnostiziert. Im Gegensatz zur Schulmedizin kennt die Existenz dieser fettig-degenerativen Osteolysen die ganzheitlich-systemische Zahnmedizin schon seit Langem. Trotz eindeutiger bildtechnischer und letztendlich auch labormedizinischer Beweise wird dieses Phänomen von der offiziellen Medizin aber nach wie vor ignoriert.

Der wissenschaftlich korrekte Name für diese Knochenerweichungen lautet: „Fettig degenerative Osteolyse im Kiefer (FDOK)“. Im Internet häufiger anzutreffen ist dafür jedoch der Ausdruck „NICO (neuralgia inducing cavitational osteonecrosis)“ oder auch „chronische Kieferostitis“. Es handelt sich hierbei um einen (bis mehrere) Hohlräume im Ober- und/oder Unterkiefer mit möglichen systemischen Wirkungen.

Entstehung

Die Entstehung einer fettig degenerativen Osteolyse im Kiefer (NICO) ist noch nicht sicher geklärt. Vielfach wird von aseptischen (keimfreien) Knochen-Nekrosen geschrieben, die nach Durchblutungsstörungen (Infarkten) im Kieferknochen entstehen. Der betreffende Knochenbezirk stirbt ab und es bilden sich Hohlräume, gefüllt mit fettig degeneriertem Gewebe (Bild 1) oder mit fettiger Flüssigkeit. Die Anwesenheit von RANTES, das sind spezifische Botenstoffe (Entzündungsmediatoren), die wiederum spezifische Entzündungen fern der Ursache entstehen lassen können, ist gesichert.

NICO Operation Kieferknochen

Bild 1: Operationspräparat aus einer fettig degenerativen Osteolyse (Quelle: Dr. Johann Lechner, München)

Lokalisation

Diese Knochen-Nekrosen können prinzipiell in jedem Kieferareal entstehen. Nach den Erfahrungen aus der Praxis der Autorin treten sie aber überwiegend in Bereichen

  • in denen devitale, meist wurzelbehandelte Zähne entfernt wurden,
  • wo Zähne durch chirurgisch-operative Eingriffe entfernt wurden
  • nach Wundheilungsstörungen in der Folge von Extraktionen oder operativen Eingriffen
  • im distalen Molarenbereich, dem sogenannten 8er und 9er-Gebiet (Bild 2)

auf.

Sie bleiben in der Regel ohne Symptome und werden demnach meist nur durch Zufallsbefunde entdeckt. In seltenen Ausnahmen kommt es aber im Bereich der Knochenerweichungen zu diffusen Schmerzen, in sehr seltenen Ausnahmefällen auch zu neuralgiformen Beschwerden im betroffenen Gebiet.

FDOK Kieferknochen

Bild 2: Eröffnete fettig degenerative Osteolyse im Bereich des linken unteren Weisheitszahnes (Quelle: Praxis Dres. Graf, Straubing)

Wie kann eine fettig degenerative Osteolyse im Kiefer (NICO) diagnostiziert werden?

Die herkömmlichen bildgebenden Verfahren (Panorama-Röntgenaufnahmen) lassen im Idealfall eine fettig degenerative Osteolyse im Kiefer (NICO) nur vermuten. Meist bleiben Sie jedoch bei dieser herkömmlichen Röntgen-Diagnostik unentdeckt. Auch zeigt eine konventionelle Panoramaröntgenaufnahme, wenn überhaupt, nur sehr begrenzt die tatsächliche Ausdehnung und Lokalisation der bestehenden Osteolysen (Bild 3). Es gibt jedoch typische radiologische Zeichen, die das Vorliegen einer fettig degenerativen Osteolyse im Kiefer (NICO) vermuten lassen, wie z.B.

  • sich auf der Röntgenaufnahme zeigende Zahnfächer im Bereich des Kieferknochens längst verheilter Extraktionswunden
  • Auflösung bis Fehlen der regelrechten Knochenstrukturen im Kiefer, nicht nur in zahnlosen Arealen
  • mangelnde radiologische Begrenzung des Kieferhöhlenbodens und/oder Pneumatisation der Kieferhöhle mit geringer Ausdehnung die Kieferhöhle in den zahnlosen Knochenanteil des Oberkiefers
  • Radiologisch opake, baumwollknäuelartige „Flecken“ im Kieferknochen
Röntgenbild Entzündung Kieferknochen

Bild 3: Eingeschränkte Darstellbarkeit einer fettig degeneratven Osteolyse durch eine Röntgenaufnahme (Quelle: Praxis Dres. Graf, Straubing)

Erst durch die Erstellung einer digitalen Volumentomographie (DVT) oder durch Magnetresonanz können fettig degenerative Osteolysen im Kiefer (NICOs) in Form und Ausdehnung sicher identifiziert werden.

Wie kann eine fettig degenerative Osteolyse im Kiefer (NICO) therapiert werden?

Eine FDOK (NICO) muss chirurgisch vollkommen ausgeräumt werden. Andere Vorgehen, wie z.B. das Einspritzen von Arznei in den Osteolyse-Bereich, haben sich in der Praxis der Autorin als erfolglos herausgestellt. Um die Voraussetzung einer Heilung zu optimieren kann ein biologisch-probiotisches Konzept als Vorbehandlung empfohlen werden.

Unter lokaler Anästhesie wird über dem Areal einer fettig degenerativen Osteolyse (NICO) die Schleimhaut abgelöst. In der Regel findet man darunter eine gesunde und harte äußere Knochenschicht. Geht man durch diese Knochenschicht in die Tiefe, fällt man in der Regel in eine mehr oder minder ausgeprägte Knochenhöhle, gefüllt mit fettiger Flüssigkeit oder degenerativem Fettgewebe (Bild 1). Die Knochenhöhle kann teils ungeahnte Dimensionen haben und im Unterkiefer die Nachbarzähne mit einschließen, sowie in der Tiefe den Unterkiefernerv erreichen. Im Oberkiefer kann sie bis in die Kieferhöhle oder an den Nasenboden reichen. Der gesamte nekrotisch-fettige Inhalt dieser Knochenhöhle muss chirurgisch sauber ausgeräumt werden, um eine Knochenregeneration und damit Heilung anzustoßen.

Damit beim Eingriff die umgebenden Weichstrukturen wie Gefäße und Nerven nicht verletzt werden, wird in der Praxis der Autorin ein piezo-chirurgisches Verfahren, durch welches sich minimal-invasiv ausschließlich pathologisches Gewebe sehr schonend entfernen lässt, angewandt.

„Silent inflammation“ – immunologische Systemverknüpfung (Nebenwirkungen) der fettig degenerativen Osteolyse im Kieferknochen

Immunologisch sind in den Arealen einer FDOK (NICO) die Entzündungsmediatoren (Botenstoffe für die Auslösung von Entzündungen) RANTES, manchmal auch Interleukine und Tumornekrosefaktor-α in sehr hoher Konzentration nachzuweisen. Es fehlen allerdings die typischen Zeichen einer lokalen Entzündung wie Rötung, Schmerz und erhöhte Temperatur im Bereich der Entzündung, ein Hinweis darauf, dass lokale Abwehrreaktionen fehlen. Somit scheint die fettig degenerative Osteolyse im Kiefer (NICO) eher eine chronisch-unterschwellige, nicht von selbst ausheilbare Infektion zu sein, was wiederum „Dauerstress“ für das Immunsystem bedeutet und dadurch mögliche lokale und systemische Wirkungen verschiedenster Art hervorrufen kann.

Fälschlicherweise suggeriert uns der (alte) Ausdruck „Neuralgia inducing cavitational osteonecrosis (NICO)“ einen neuralgiformen Effekt dieser Osteonekrose. Klinische Erfahrungen der Autorin zeigen jedoch, dass die ganzheitlich-systemischen Wirkungen sich nicht auf das Areal der fettig degenerativen Osteolyse beschränken, sondern, meist in Verbindung mit anderen chronischen Dauer-Irritationen (Amalgam, wurzelbehandelte Zähne, Frequenzstress, Umweltbelastungen etc.) summierend für viele chronisch-entzündliche Prozesse in anderen Körperarealen, und damit im Prinzip für jedes beliebige Symptom, mitverantwortlich sein können.

Je nach konstitutionellen Voraussetzungen des Patienten kann somit eine fettig degenerative Osteolyse im Kieferknochen (NICO) primär symptomlos verlaufen, kann chronisch-neuralgiforme Schmerzen in den betroffenen Gebieten des Kiefers (lokale Lokalisation) hervorrufen; es kann aber auch durch die Streuung von Entzündungsmediatoren (RANTES) aus dem Gebiet der FDOK (NICO) in andere Körperregionen zu systemischen, für die Schulmedizin oft unerklärlichen Symptomen, teils sehr fern der Ursache, kommen.

Aufgrund des massiven Vorkommens von RANTES im Gebiet einer fettig degenerativen Osteolyse im Kieferknochen (NICO) gibt es wissenschaftliche Hinweise zu Zusammenhängen mit:

  • Allergien und Asthma
  • Gelenkserkrankungen
  • multipler Sklerose
  • Melanom-Erkrankungen
  • Brustkrebs
  • Altersdemenz und Morbus Alzheimer

Prinzipiell ist aber durch den Summations- und Potenzierungseffekt verschiedener immunologischen Belastungen untereinander (Fassprinzip) jedes Symptom durch eine fettig degenerative Osteolyse im Kiefer möglich.

Zusammenfassung

Die fettig degenerative Osteolyse im Kieferknochen (NICO) ist eine vielfach unerkannte chronische Entzündung im Kiefer, die Dauerstress für das Immunsystem hervorruft und damit Mitverursacher für eine Vielzahl von chronischen Erkrankungen ist.

Sie verläuft in den meisten Fällen schmerzlos, ohne lokale Entzündungszeichen und wird somit vielfach nicht wahrgenommen, u.a. auch deshalb, weil sie nicht mit der herkömmlichen Röntgen-Diagnostik ärztlich sicher zu diagnostizieren ist.

Sie ist aber trotzdem eine Dauerbelastung für das Immunsystem. Gesundheitlich vernachlässigbar ist eine fettig degenerative Osteolyse im Kiefer (NICO) nur dann, solange keine chronisch gesundheitliche Problematik vorliegt.

Spätestens mit dem Beginn einer chronischen Erkrankung jeglicher Art und unabhängig von der Symptomatik gilt es, zur Optimierung der körpereigenen Selbstheilungskräfte, immunologische (Dauer-)Belastungen so gut als möglich zu eliminieren. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte auch eine fettig degenerative Osteolyse im Kiefer (NICO) eliminiert werden.

Zum vorbeugenden Gesundheitsschutz wäre eine möglichst frühe Entfernung aber durchaus sinnvoll.

Dr. Johanna Graf
Mitglied im AK Zahnmedizin