Nachweis von Mikroplastikpartikel im menschlichen Blut

In einer aktuellen wissenschaftlichen Studie aus den Niederlanden wurden Mikroplastikpartikel im menschlichen Blut nachgewiesen (1).

Mikroplastikpartikel sind allgegenwärtige Schadstoffe in der Umwelt und in der Nahrungskette, aber bisher liegt nach Angabe der Autoren keine Studie über den Nachweis von Plastikpartikeln im menschlichen Blut vor.
Ziel dieser Studie war es, eine Analysemethode zu entwickeln, um Polymere von Plastikpartikeln ≥ 700 nm im menschlichen Vollblut von 22 gesunden Freiwilligen zu bestimmen.

Mikroplastikpartikel wurden bei 77 % der untersuchten Erwachsenen gefunden. In den meisten Proben (50 %) waren Polyethylenterephthalate (PET) nachweisbar, die häufig in Getränkeflaschen verwendet werden. Ein Drittel (36 %) enthielt Polystyrol (PS), das zum Verpacken von Lebensmitteln und anderen Produkten eingesetzt wird. In knapp einem Viertel (23 %) der Blutproben wurde Polyethylen (PE) gefunden, aus denen Kunststofftragetaschen hergestellt werden. Die maximalen Konzentrationen in den Blutproben betrugen: PET 2,4 µg/ml, PS 4,8 µg/ml, PE 7,1 µg/ml. In einigen Blutproben wurden auch mehrere Polymere gefunden.
Diese Biomonitoring-Studie zeigt, dass Polymere von Mikroplastikpartikel im menschlichen Blutkreislauf nachweisbar sind.

Die Aufnahme von Mikroplastikpartikeln geschieht beim Menschen am ehesten durch die Darmschleimhaut und durch die Lunge. Ein Eindringen über die Haut wird als weniger wahrscheinlich gesehen.

Bisher ist wenig bekannt über die gesundheitlichen Folgen der Mikroplastikpartikel. Auch ist unklar, wie die Partikel im Blutstrom bewegt werden. Möglich wäre ein Transport durch Immunzellen, wobei eine Störung der Immunregulation oder eine Prädisposition für immunologische Erkrankungen verursacht werden könnte. Tierexperimentell konnte eine Akkumulation von Mikroplastikpartikeln in Leber, Niere und Darm nachgewiesen werden. Auch die menschliche Plazenta ist permeabel für Mikroplastikpartikel. Weitere Untersuchungen sind daher unbedingt notwendig, um das Risiko durch Mikroplastik für die menschliche Gesundheit abzuschätzen.

Prof. Dr. med. Hans Schweisfurth
Vorsitzender des Arbeitskreises Medizin und des wissenschaftlichen Beirats der DGUHT e. V.


Quellenangaben
1. Leslie HA, van Velzen MJM, Brandsma SH, Vethaak AD, Garcia-Vallejo JJ, Lamoree MA. Discovery and quantification of plastic particle pollution in human blood. Environment International 2022; 163: 107199. doi.org/10.1016/j.envint.2022.107199